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Impfung

Zeichnet sich ein „Impfchaos“ in Deutschland ab?

Kritik stürmt von vielen Seiten auf die Bundesregierung zu. Der Grund ist in den schleppend vorangehenden Impfungen zu suchen. Aber wie sieht es wirklich aus? Sind die Vorwürfe rechtens?

Gibt es ein „Impfchaos“ in Deutschland?

Kritik am schleppend verlaufenen Impfbeginn hagelt es von vielen Seiten. Ein SPD-Generalsekretär ist der Meinung, dass Deutschland sehr viel schlechter da steht, als beispielsweise andere Länder. Es seit einfach zu wenig Impfstoff bestellt worden. Außerdem fehlen vorbereitete Strategien mit den Bundesländern. Ähnliche Äußerungen kommen auch von verschiedenen Ministerpräsidenten aus unterschiedlichen Bundesländern.
Der Gesundheitsminister äußerte sich derart dazu, dass nicht die bestellte Menge das Problem sei, sondern die geringe Produktionskapazität gerade zu Beginn. Dazu käme die weltweit hohe Nachfrage nach Impfstoff.
Es seien zwar 1,3 Millionen Impfdosen bis Ende 2020 ausgeliefert, so das Statement, dazu kamen am 8. Januar 870.000 Impfdosen dazu. Auch erwartete Span bis Ende Januar vier Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer. Verschiedene Gesundheitsbehörden sind sogar der Meinung, dass von einem Impfchaos keine Rede sein kann.

Warum kommen die Impfungen aber langsam vorwärts?

Mit Stand 4.1. sind etwa 266.000 Impfdosen verimpft worden. Das sei nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass 1,3 Millionen Impfdosen bereitstehen. Die Entscheidung zuerst in Alten- und Pflegeheimen zu impfen macht aber schon deutlich, dass die Impfungen langsamer gehen. In den Heimen müssen mobile Teams eingeplant werden. Da sei viel aufwändiger als in einem Impfzentrum. Spahn ist der Meinung, wenn sich viele impfen lassen, habe die Pandemie einen entscheidenden Schritt zurückgetan und so ihren Schrecken verloren.

Als ein weiterer Grund wird angegeben dass zweimal geimpft werden muss, bis die ganze Wirksamkeit erreicht sei. Deshalb würden die Länder die Hälfte des Impfstoffes zurückhalten, damit die zweite Impfung problemlos durchgeführt werden kann.

Wie komme ich an einen Impftermin?

Fakt ist, dass jedes Bundesland eigene Regeln aufgestellt hat, wie die Termine für Impfungen geregelt werden. In vielen Ländern werden Impfberechtigte angeschrieben und können telefonisch einen Termin online vereinbaren. So wird im Bundesland Bayern bei über 80-Jährigen die nicht im Alten- oder Pflegeheim wohnen, schriftlich informiert und können über die Nr., 116117 einen Termin vereinbaren. Mit der Postleitzahlabfrage wird ihnen dann ein zuständiges Impfzentrum genannt.

Kann man den Impfprozess nicht beschleunigen?

Es wird zur Zeit sogar geprüft, ob man die Impfdosen-Verfügbarkeit nicht erhöhen kann. Das könnte geschehen, indem man den zeitlichen Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfung einfach verlängert. Allerdings laut Zulassung solle die zweite Impfung aber maximal nach 42 Tagen nach der ersten Impfung erfolgen. In Großbritannien handelt man schon danach. Damit hier aber eine entsprechende Entscheidung getroffen werden kann, muss eine vertiefte wissenschaftliche Betrachtung angeordnet werden.
Bei Biontech wird über eine Verdoppelung der Kapazitäten nachgedacht. Dazu solle ein Impfstoff-Werk in Marburg errichtet werden.

Reicht der Impfstoff für Deutschland?

Es stellt sich aber die entscheidende Frage, wie schnell der Impfstoff bereitgestellt werden kann. In Deutschland wurden über die EU 55,8 Millionen Impfdosen von Biontech, außerdem eine gesicherte Option von weiteren 30 Millionen Impfdosen national bereitgestellt. Zusammen mit dem Impfstoff von Moderna stehen in Deutschland insgesamt sicher 136,3 Millionen Impfdosen für 2021 bereit. Von Impfdosen die noch keine Zulassung haben, hat sich Deutschland von CureVac rund 42 Millionen Impfdosen gesichert, von Johnson&Johnson weitere 37,25 Dosen. Werden sämtliche Impfstoffe zugelassen, stünden mehr als 300 Millionen Impfdosen bereit.