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Schwangerschaft Stresshormon

Psychische Veränderungen während der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft geht mit starken körperlichen und psychischen Veränderungen einher. So ist das Schwangerschafts-Hormon Progesteron in dieser Phase um das 15-fache erhöht. Auswertungen von MRT-Aufnahmen belegen, daß es zu einer signifikante Abnahme des Gehirnvolumens im präfrontalen und temporalen Cortex von Schwangeren kommt. Für einen Computeralghorithmus sind diese Veränderungen so evident, dass er aus ihnen auf eine Schwangerschaft schließen kann. Doch welchen Einfluß auf die Psyche haben diese Modifikationen?

Psychische Verfassung und Ernährung der Mutter hat Einfluss auf Gene des Ungeborenen

Geburtsmediziner, Neurowissenschaftler und Neonatologen sind sich darüber einig, dass ein Kausalzusammenhang zwischen einer glücklichen Schwangeren und einem ausgeglichenen Kind besteht.

Stress durch Cortisol und potentielle Folgen

Unter Stress schüttet der menschliche Körper vermehrt Cortisol aus. Etwa 10 Prozent dieses Hormons gelangen bei schwangeren Frauen in die Plazenta und von da in das kindliche Gehirn. Leider reichen schon geringe Mengen dieses Stresshormons aus, um die Stressempfindlichkeit des Babys dauerhaft zu erhöhen.
Cortisol wird übrigens auch immer dann gespritzt, wenn eine Frühgeburt droht, da das Hormon die Lungenreife des ungeborenen beschleunigt. Nun konnte ebenso nachgewiesen werden, dass Kinder, denen Cortisol gespritzt wurde, vermehrt unter ADHS, Schizophrenie, Autismus und einem niederen Intelligenzquotienten leiden. Laut aktueller Forschungslage verursacht es im hohen Alter den schnelleren Verfall von Gehirnzellen und letztendlich Demenz.
Das Stresshormon Cortisol sorgt für anatomische Veränderungen im Gehirn des Babys, speziell die strukturelle und funktionale Konnektivität ist modifiziert und sorgt für die bereits erwähnten Symptome und Krankheiten. Biologische System die sich rasant entwickeln, so wie das menschliche Gehirn im Mutterleib, sind sowohl für organisierende als auch dissorganisierende Einflüsse offen.
Die Erfahrungen, die im Mutterleib gemacht werden, werden nicht durch spätere ausgelöscht oder relativiert. Gefühle wie Angst können beim Baby Stress auslösen, da nämlich dieser Gemütszustand dafür sorgt, dass das Enzym 11 beta-Hydroxysteroid abgebaut wird, das normalerweise in der Plazenta angesiedelt ist und dort das Eindringen von Cortisol in die selbige verhindern soll.

Folgen einer falschen Ernährung und Nährstoffmangel

Aber auch die Ernährung hat Auswirkungen auf die Psyche des Kindes. Gerade übergewichtigen Frauen fehlen wichtige Mikronährstoffe, die eine wichtige Rolle bei der Gehirnprogrammierung der Nachkommen spielen, also bei der Vernetzung einzelner Zellen miteinander.
Bei Experimenten mit Ratten wurde nachgewiesen, dass eine zucker- und fettreiche Ernährung des Muttertieres dazu führte, dass bei ihrem Nachwuchs eine höhere Affinität für alkoholhaltige Lösungen und Amphetaminen, sowie eine schnellere Abhängigkeit zu beobachten war.

Abbau von Gehirnzellen

Vergleicht man MRT-Aufnahmen von Frauen vor und nach der Schwangerschaft, stellt man fest, dass es im präfrontalen und temporalen Cortex zu einem Abbau von Gehirnzellen kommt. Ein ähnliches Phänomen läßt sich auch während der Pubertät beobachten.
Der Zellabbau ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten der Frauen, vielmehr ist er ein Indiz für die partielle Neustrukturierung des neuronalen Netzes. Auch in der Tierwelt sind neuronale Veränderungen bei schwangeren Tieren zu beobachten. So kam es zum Beispiel bei trächtigen Ratten zu einem `Umbau’ in Gehirnregionen, die für die räumliche Wahrnehmung zuständig sind. Das liegt darin begründet, dass das Auffinden von Nahrung für den Nachwuchs nun ein Primärbedürfnis ist .
Das Beschaffen von Nahrung stellt für Menschen in unseren Breitengraden normalerweise kein Problem dar. Daher bleiben diese Areale bei Frauen der westlichen Welt unberührt. Der Abbau der Zellen, beziehungsweise ihre Neustrukturierung, findet dagegen in Gehirnbereichen statt, die für Emotionen, soziales Bewusstsein und Empathie zuständig sind. Zeigt man Schwangeren Ultraschallbilder des eigenen Babys, werden genau diese Zentren im Gehirn stimuliert. Allerdings bleiben verstärkte Aktivitäten in diesen Regionen aus, wenn man ihnen Bilder fremder Babys zeigt.

Auftreten von Depressionen

Neben der verstärkten Emotionalität treten in der Schwangerschaft auch häufig Depressionen auf. Dadurch, dass die Schwangerschaft in unserem Kulturkreis stets positiv konnotiert ist, fällt es Schwangeren umso schwieriger, über ihre negativen Gefühle zu sprechen, wenn sie traurig oder niedergeschlagen sind. Dabei sind diese Gefühle stärker verbreitet als angenommen und nicht selten auch ein Grund dafür, dass die Zeit der Schwangerschaft eine echte Beziehungsprobe ist.
Verursacht werden sie durch das schon erwähnte Hormon Progesteron, welches sehr früh im Körper gebildet (quasi direkt nach der erfolgreichen Befruchtung der Eizelle) und während der gesamten Schwangerschaft in größerem Maße vom Körper produziert wird. Normalerweise hat es eine antidepressive Wirkung, wird es aber in zu großen Mengen vom Körper produziert oder von außen zugeführt, so schlägt seine Wirkung ins Gegenteil um. Etwa 50 Prozent aller Frauen, die während der Schwangerschaft an Depressionen leiden, tun es auch anschließend auch nach der Geburt im sogenannten Wochenbett.
Vielleicht hilft betroffenen Frauen in der Schwangerschaft diese Erkenntnis und sie finden Mut offen über ihre Gefühle ohne Scham reden zu können.
Eine Behandlung mit Psychopharmaka kommt natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht in Frage.
Aber nicht nur hormonelle Faktoren sind ursächlich für Depressionen, so können Frauen aus prekären Verhältnissen oder ohne unterstützenden Partner sich in ähnlichen Gefühlslagen befinden.

Wege aus der Krise:

  1. Ausreichende Bewegung an der frischen Luft
  2. Gleichbleibende Tagesstrukturen
  3. Gespräch mit einer einem nahestehenden Person suchen
  4. Professionelle Hilfe in Form von Verhaltenstherapie
  5. Kommunikativer Austausch mit Leidensgenossinnen in einer Selbsthilfegruppe

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