Die weibliche Intimgesundheit stellt ein ganz eigenes, komplexes System dar. Dabei übernimmt eine intakte Scheidenflora eine Barrierefunktion und schützt den Körper der Frau vor dem Eindringen schädlicher Erreger. Doch wie trägt die Intimpflege dazu bei, das empfindliche Mikrobiom in Balance zu halten?
Die Rolle der Scheidenflora
Der Vaginalbereich von Frauen braucht besondere Zuwendung, um seine natürliche Schutzfunktion aufbauen zu können und krankmachende Keime abzuhalten. Dazu ist es von großer Bedeutung, dass sich der pH-Wert in einem leicht sauren Bereich bewegt – nämlich zwischen 3,8 und 4,4 1. Diese recht engen Grenzen verdeutlichen, wie leicht sich die Intimgesundheit stören lässt. Doch wie lässt sich eine gesunde Scheidenflora aufbauen? Was sollten Frauen im Rahmen der Intimhygiene tun, um das natürliche Mikrobiom bestmöglich zu unterstützen?
In diesem Zusammenhang ist es zunächst wichtig zu wissen, welche Rolle die Intimgesundheit für eine Frau spielt und inwiefern die Intimpflege damit zusammenhängt. Die Scheidenflora besteht hauptsächlich aus Milchsäurebakterien (Laktobazillen), in geringerem Maße können auch Hefen vorkommen. Dabei sind es vor allem die Milchsäurebakterien, die für den Erhalt des pH-Werts in der Scheide verantwortlich sind. Ein intaktes, vaginales Mikrobiom schützt durch das saure Milieu vor Infektionen und erschwert es schädlichen Bakterien und Pilzen, in die Gebärmutter sowie die Harnwege der Frau zu gelangen. Welche Maßnahmen der Intimpflege helfen einer Frau, eine schützende Scheidenflora aufzubauen?
Intimpflege für die Frau
Der Handel hält eine ganze Reihe an Produkten für die Intimhygiene bereit. Doch ist es wirklich nötig, auf spezielle Lotionen, Sprays, Cremes und ähnliche Artikel zurückzugreifen, um die Intimgesundheit zu fördern? Tatsächlich ist die Intimpflege ganz einfach, solange sich die Scheidenflora der Frau in einem gesunden Gleichgewicht befindet. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das Mikrobiom einer breiten Vielfalt an äußeren sowie inneren Einflüssen ausgesetzt ist. So verändert sich die Zusammensetzung durch die Einnahme von Medikamenten genauso wie auch durch bestehende Erkrankungen. Auch Schweiß, Reibung, hormonelle Schwankungen und Stress führen dazu, dass das Zusammenspiel aus gesundheitsförderlichen Milchsäurebakterien und Hefen in der Scheide variiert. Angesichts dieser Vielzahl an Einflüssen erscheint ein hoher Aufwand für die Intimpflege der Frau zunächst naheliegend – doch tatsächlich gilt hier: Weniger ist mehr.
Reinigung
Maßnahmen zur Intimhygiene finden täglich statt. Dabei ist es von Bedeutung, hier besonders sanft vorzugehen. Frauen sollten zur Förderung der Intimgesundheit lediglich warmes Wasser und ihre Hände zur äußeren Reinigung der Scheide nutzen. Waschlappen oder Schwämme können das empfindliche Gleichgewicht ebenso stören wie Seifen oder Duschgels. Das gilt insbesondere dann, wenn Duftstoffe enthalten sind.
Kleidung
Auch die Auswahl der Kleidung steht in Zusammenhang mit der Intimpflege der Frau. Für eine intakte Intimgesundheit ist es beispielsweise wichtig, dass Frauen ihre Unterwäsche täglich wechseln. Des Weiteren sollte die Kleidung locker sitzen und luftdurchlässig sein, denn wenn sich Feuchtigkeit und Wärme unter der Kleidung staut, begünstigt dies wiederum ungünstige Veränderungen der Scheidenflora. Aus dem gleichen Grund sollte auch Sport- oder Badekleidung zügig gewechselt werden, damit sich das natürliche Milieu wieder aufbauen kann.
Intimhygiene auf der Toilette
Zur Intimpflege der Frau gehören weiterhin auch gesunde Routinen beim Toilettengang sowie beim Umgang mit der Menstruation. Die Reinigung des Intimbereichs sollte hier stets von vorn nach hinten stattfinden. Auf diese Weise vermeiden Frauen, dass Keime aus dem Bereich des Afters zur Scheide gelangen und hier unter anderem die Milchsäurebakterien aus der Balance bringen. Menstruationsprodukte stehen außerdem eng in Zusammenhang mit der Intimhygiene. Sie sollten parfümfrei sein und regelmäßig mit sauberen Händen gewechselt werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
Der gesunde weibliche Körper kann ohne den Einsatz spezieller Produkte eine intakte Scheidenflora aufbauen. Dabei ist es zur Förderung der Intimgesundheit wichtig, so wenig Einfluss wie möglich von außen zu nehmen, um die Milchsäurebakterien in der Scheide nicht zu stören. Ist die Vaginalflora ausbalanciert, ist sie in der Lage, sich selbst zu regulieren und Frauen wirkungsvoll vor verschiedenen Infektionen zu schützen. Eine gute Intimpflege stellt also vor allem eine Hilfe zur Selbsthilfe dar, indem sie den Körper der Frau dabei unterstützt, seine eigenen Mechanismen stabil aufrechtzuerhalten. Gerät das empfindliche System durch Krankheit, Medikation oder Unachtsamkeit hinsichtlich der Intimhygiene ins Wanken, dann ist die Gynäkologin oder der Gynäkologe die richtige Ansprechperson, um das vaginale Gleichgewicht wieder herzustellen.
1 „Bakterielle Vaginose: die gestörte Scheidenflora stärken“. AOK – Die Gesundheitskasse, https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/immunsystem/bakterielle-vaginose-die-gestoerte-scheidenflora-staerken/. Zugegriffen 15. April 2025.