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Angst vor langen Wörtern - Sesquipedalophobie

Angst vor langen Wörtern – Oder schon mal was von Sesquipedalophobie gehört?

Zugegeben: Vor diesem Wort „Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch“ hätte wohl jeder Angst. Insbesondere, wenn es darum geht, es zu lesen und dann noch fehlerfrei auszusprechen. Was hier jedoch nur als witzige Einleitung gedacht ist, versetzt Menschen mit Sesquipedalophobie in Angst – und das bereits bei „normalen“ Wörtern. Wenn sie einen normalen Text lesen, können Sie von plötzlichen Gefühlen der Beklommenheit überwältigt werden, nur weil ein besonders langes Wort darin vorkommt. 

Die Ironie könnte nicht größer sein, dass die Angst vor langen Wörtern ausgerechnet mit einem besonders langen Wort bezeichnet wird: Sesquipedalophobie. Diese spezifische Phobie gehört zu den selteneren Angststörungen, kann für Betroffene jedoch sehr belastend sein.

Definition und Ursprung des Begriffs Sesquipedalophobie

Der Begriff „Sesquipedalo“ stammt aus dem Lateinischen. Er setzt sich aus dem lateinischen „sesquipedalis“ (anderthalb Fuß lang) und dem griechischen „phobos“ (Angst) zusammen. Ursprünglich wurde der Begriff Sesquipedalian verwendet, um Menschen zu beschreiben, die lange Wörter verwenden.

Verbreitung: Wie häufig ist die Sesquipedalophobie?

Konkrete Zahlen zur Sesquipedalophobie sind rar, da sie zu den seltenen spezifischen Phobien zählt. US-Studien zeigen jedoch, dass rund 9% der US Bevölkerung im letzten Jahr an einer spezifischen Phobie leiden – dazu zählen unter anderem auch die DentophobieGamophobie und viele weitere Ängste. Die Angst vor Löchern, gehört jedoch nicht dazu, weil sie keine ICD-10 Klassifizierung aufweist.

Symptome und Auslöser der Angst vor langen Wörtern

Symptome der Sesquipedalophobie können körperliche Reaktionen wie erhöhte Herzfrequenz, schnelles Atmen und Gefühle der Erniedrigung umfassen, die aus der Befürchtung resultieren, schwierige Wörter falsch auszusprechen. Obwohl viele Menschen ihre Angst als irrational erkennen, können sie dennoch intensive emotionale Belastungen erleben, was dazu führen kann, dass sie Situationen meiden, in denen lange Wörter verwendet werden. Die Betroffenen zeigen typische Angstsymptome, welche auch bei anderen Ängsten und Phobien auftreten, beim bloßen Anblick oder der Vorstellung langer Wörter. Diese sind zusammengefasst:

Körperlich: Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Übelkeit, Schweißausbrüche, Atemnot
Psychisch: Panikattacken, Schamgefühle, Vermeidungsverhalten. 
Kognitiv: Katastrophendenken („Ich werde ausgelacht, wenn ich das Wort falsch ausspreche“). 


Auslöser für Sesquipedalophobie

– Mehrsilbige Wörter in Texten
– Fremdwörter
– Zusammengesetzte Wörter
– Das Vorlesen langer Wörter

Ursachen der Sesquipedalophobie

Die genauen Ursachen sind nicht abschließend geklärt, doch für spezifische Phobien im Allgemeinen gelten die folgenden Punkte als mögliche Faktoren
1. Traumatische Erfahrungen: Bloßstellung in der Schule oder bei öffentlichen Vorträgen. 
2. Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung von Angststörungen. 
3. Kulturelle Einflüsse: In Bildungskontexten, wo komplexe Begriffe als „Intelligenztest“ wahrgenommen werden. 
4. Lernprozesse: Angsterlernte Reaktionen durch Beobachtung ängstlicher Bezugspersonen.

Diagnose: Wie wird Sesquipedalophobie festgestellt?

Wie bei anderen spezifischen Phobien erfolgt die Diagnose nach den Kriterien des DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen). Ein Psychologe oder Psychiater prüft, ob: 
1. Die Angst unverhältnismäßig und anhaltend ist. 
2. Vermeidungsverhalten auftritt (z. B. das Meiden von Texten mit langen Wörtern). 
3. Die Symptome länger als sechs Monate bestehen und den Alltag beeinträchtigen. 
Zudem müssen andere Erkrankungen wie generalisierte Angststörungen ausgeschlossen werden.

Behandlungsmöglichkeiten um die Angst vor langen Wörtern zu bekämpfen

Die gute Nachricht: Spezifische Phobien, zu denen die Sesquipedalophobie zählt,  sind gut behandelbar. Bewährte Methoden sind: 
1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hier werden negative Gedankenmuster hinterfragt und durch realistischere ersetzt. 
2. Expositionstherapie: Schrittweise Konfrontation mit langen Wörtern, um die Angst abzubauen. 
3. Entspannungstechniken: Atemübungen oder progressive Muskelentspannung zur Symptomkontrolle.