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Tramadol

Tramadol – ein leichtes Opioid?

Tramadol wird bei mäßig starken bis starken Schmerzen eingesetzt. Es handelt sich bei diesem Mittel, um ein Opioide, das Grünenthal schon 1977 entwickelt hat. Tramadol kann nicht nur bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden, sondern auch während Operationen. Dennoch gehört Tramadol zu den schwächer wirkenden Opioiden.

Wie wirkt Tramadol?

Menschen haben ein körpereigenes und schmerzstillendes System, das aktiviert wird, wenn es zu Stresssituationen kommt. So kann es beispielsweise passieren, dass Verletze, die einen schweren Unfall erlitten haben, erst einmal anderen helfen. bevor sie ihre eigene Verletzung wahrnehmen.
Hier setzt die Wirkung von Tramadol ein, denn der Wirkstoff aktiviert das schmerzstillende System und dockt an den Opioide. Rezeptoren an. Dadurch wird ein Signal an unser Gehirn weitergeleitet, was dann eine Schmerzstillung auslösen kann. Außerdem soll Tramadol die Wiederaufnahme bestimmter Nervenbotenstoffen (Serotonin) in den Speicherort verhindern. Die freien Botenstoffe im Gewebe steigern an, was wiederum die schmerzstillende Wirkung fördert.


Tramadol wirkt:

  • schmerzlindernd
  • antitussiv (hustenstillend)
  • antidepressiv (stimmungsaufhellend)
  • anxiolytisch (angstlösend)

Die Schmerzwahrnehmung unter Tramadol:

  • ähnlich wie die körpereigenen Botenstoffe, die die Schmerzwahrnehmung dämpfen können, so dockt Tramadol an den Opioide-Rezeptoren des Gehirns an
  • durch das Hemmen der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin, ergibt sich eine Wirkung ähnlich von Antidepressiva.

Wie wird Tramadol verabreicht?

Das Schmerzmittel Tramadol wird wie folgt gegeben:

  • oral mit Tabletten, Kapseln, Tropfen oder aufgelöste Brausetabletten
  • injiziert durch Spritzen in ein Muskelgewebe, eine Vene oder unter die Haut

Tramadol kann als Retard-Medikament eingesetzt werden. Damit wird der Wirkstoff nur verzögert freigesetzt, was zur Folge hat, dass das Mittel seltener eingenommen werden muss.
Achtung: Wer Tramadol nach einer längeren Einnahmezeit plötzlich absetzt, kann eventuell mit einem Unwohlsein und einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit rechnen. Als Zeit werden drei Wochen angegeben.

Wie sehen die Nebenwirkungen von Tramadol aus?

Normalerweise ist Tramadol sehr gut verträglich. Während es bei anderen Opioiden zu Atemdepressionen (flache Atmung) kommen kann, so wird das bei Tramadol nicht beobachtet, denn es besitzt nur eine geringe organtoxische Wirkung. Das bedeutet, dass das Suchtpotenzial bei Tramadol geringer ist als bei anderen Opioiden.

Nachstehende Nebenwirkungen können unter der Einnahme von Tramadol auftreten:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Benommenheit und Schwindelgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Verstopfung
  • Schwitzen
  • Erschöpfung

Auch Tramadol, wie übrigens alle Opioide, sollte mit einer niedrigst notwendigen Dosierung verabreicht werden und wenn möglich, nur für den erforderlichen Zeitraum. Tramadol unterliegt einem deutlich geringeren Suchtpotenzial, deshalb wird ein Tramadol-Entzug, nach einer längeren Einnahmezeit, nicht als schwerwiegend angesehen. Meistens treten diese Entzugssymptome auf, wenn Tramadol plötzlich abgesetzt wird.

Gibt es Wechselwirkungen bei Tramadol?

Zu Wechselwirkungen kann es kommen, wenn zu Tramadol andere folgende Mittel eingenommen werden:

  • MAO-Hemmer
  • Zentral dämpfende Substanzen
  • Schmerzmittel die eine direkte oder indirekte Wirkung haben, wie etwa Buprenorphin, Pentalozocin und Nalbuphin
  • Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
  • Neuroleptika
  • Arzneimittel, die die Krampfschwelle verringern, die etwa Mirtazapin oder Bupropion
  • Sedativa

Gegenanzeigen bei Tramadol?

Zu den vorgenannten MAO-Hemmern gibt es folgende Gegenanzeigen:

  • Überempfindlichkeit gegen Tramadol
  • Akute Vergiftungen durch Alkohol, Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungs oder Betäubungsmittel
  • Epilepsie
  • Drogen-Ersatzprogramm

Während der Schwangerschaft und Stillzeit, sollte man Tramadol, wenn überhaupt, nur in Einzelgaben verabreichen. Da Tramadol die Plazenta passiert, könnten Neugeborenen mit Entzugserscheinungen konfrontiert werden

Fragen und Antworten

Wird die Verkehrstüchtigkeit unter Tramadol beeinträchtigt?

Unter der Einnahme von Tramadol, könnte die Fähigkeit beim Autofahren oder auch beim Bedienen von Maschinen, beeinträchtigt werden. Als Ursache können die möglichen Nebenwirkungen wie etwa Schläfrigkeit oder Schwindelgefühl der Grund dafür sein.

Warum ist Tramadol rezeptpflichtig?

Tramadol ist verschreibungspflichtig. Da das Schmerzmittel morphinartige Eigenschaften besitzt, dockt es im Nervensystem, an den Opioide-Rezeptoren an. Somit bildet sich nicht nur die schmerzstillende Wirkung, sondern es kann auch ein Abhängigkeitspotenzial entstehen. Das zeigt sich aber seltener körperlich, sondern ist meist psychischer Natur.

Unterliegt das Opioide Tramadol dem Betäubungsmittelgesetz?

Grundsätzlich nein. Tramadol wird zu den drei Opioide-Analgetika (Schmerzmittel der Gruppe der Opioide), die nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterstehen. Außerdem ist es das alleinige injizierbare Opioide-Analgetikum, dass nicht dem BtMG untersteht.

Was bedeutet bei Tramadol die Zuordnung zur Stufe II des WHO-Stufenschemas?

Unter dem WHO-Stufenschema finden sich drei Stufen. Dazu gibt es einen Behandlungsalgorithmus für die Therapie von chronischen Schmerzen, während einer Schmerztherapie. Dabei werden in der II. und III, Stufe Analgetika (Schmerzmittel) kombiniert und zwar aus den Gruppen Nicht-Opioide und Opioiden. Tramadol als Opioide fällt damit als mittelstarkes bis starkes Opioide unter die II. Stufe.

Ist Tramadol Morphin?

Nein. Tramadol ist ein Opioide mit einer morphinähnlichen Wirkungen. Die schmerzstillende Wirksamkeit von Tramadol hat vergleichsweise ein Zehntel von Morphinen. Morphin zählt zu der Schmerzmittel-Stufe III des WHO. Morphine hingegen unterliegen aber dem Betäubungsmittelgesetz und werden bei stärksten Schmerzen zugelassen.

Seit wann ist Tramadol auf dem Markt?

Der Wirkstoff Tramadol, als Ableger vom Opioidebestandteil Morphin, wurde bereits 1977 von der Firma Grünenthal entwickelt. Seit dieser Zeit wird das Schmerzmittel sehr erfolgreich in der Schmerztherapie eingesetzt. Verabreichte man zuerst Tramadol nur in der Schmerztherapie von Krebserkrankungen, so wird das Mittel immer häufiger in der Bekämpfung von chronischen Schmerzen eingesetzt.

Tramadol für ältere Menschen

Gerade mit zunehmenden Alter zeigt sich die Funktion von Leber und Niere oft eingeschränkt. Deshalb wird geraten der Abstand zwischen den Einzelgaben zu vergrößern. Bei Patienten die bereits über 75 Jahre alt sind, wird das grundsätzlich befürwortet. Allerdings gibt es Hinweise, dass unter der Anwendung von Tramadol, das Risiko für hinzufallen und eventuell Knochenbrüche zu erleiden, hoch ist. Die Gefahr besteht dann oft Nachts, wenn Senioren aufstehen müssen.

Tramadol in der Schwangerschaft und Stillzeit

Sollte es notwendig sein, können Opioide wie Tramadol durchaus auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Wenn die Behandlung nur etwa 30 Tage dauert, so wird sich das Risiko für das Neugeborene Entzugssymptome zu erleiden, als gering eingestuft. Allerdings steigt bei einer längeren Behandlung der Risikofaktor für das Neugeborene erheblich an. Oft wird das Mittel auch während der Geburt verabreicht, dann allerdings muss damit gerechnet werden, dass es zu Atemproblemen beim Neugeborenen kommen kann.
Während der Stillzeit können aber Opioide kurzfristig eingesetzt werden, aber auch hier nur, wenn es unbedingt erforderlich ist. Hier ist der bevorzugte Wirkstoff Morphin. Wird das Schmerzmittel aber öfter benötigt, sollte abgestillt werden.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Tramadol in Tropfenform dürfen bei Kleinkindern, unter einem Jahr nicht verabreicht werden. Kapseln, Tabletten oder auch Brausetabletten sind für Kinder ab zwölf Jahren gedacht. Ist die Atemfunktion bei Kindern eingeschränkt, sollte auf Tramadol verzichtet werden. Hier gilt auch die Überlegung, dass einige Mittel Alkohol enthalten können.


Autor


Christiane Bechtold

„Christiane Bechthold schreibt seit über 30 Jahren Fachartikel im Medien-, Kredit- und medizinischen Bereich. „